Smart Beta-Strategien greifen die schon länger andauernde Diskussion auf, ob ein aktiver oder passiver Investmentstil erfolgversprechender ist. Aktiv gemanagte Portfolios unterstellen, dass die Nichteffizienz des Kapitalmarktes durch einen geschickten Portfolio-Manager ausgenutzt werden kann. Passive Investmentstile zeichnen sich hingegen dadurch aus, dass es aufgrund der Effizienz des Kapitalmarktes völlig unnötig ist, einen Portfolio-Manager mit der Vermögensverwaltung zu beauftragen, da dieser keinen Vorteil in Form einer höheren als der risikoadjustierten Marktrendite erwirtschaften kann. In diesem Spannungsfeld versuchen Smart Beta-Strategien, die Vorteile beider Investmentstile zu kombinieren, indem in einen grundsätzlich passiven Investmentstil regelbasiert und damit kostengünstig eingegriffen wird. Hierzu wird von der im Kapitalmarktmodell CAPM (Capital Asset Pricing Model) unterstellten Strategie nach Markowitz, wonach alle Investoren eine risikofreie Anlage mit einer Anlage ins Marktportfolio kombinieren, abgewichen.

Nach klassischem Verständnis sind im Marktportfolio alle risikobehafteten Wertpapiere gewichtet mit ihren Marktwerten enthalten. Smart Beta-Strategien versuchen hingegen, den Preis eines Assets von seinem Marktwert zu entkoppeln und wählen daher eine alternative Gewichtung der einzelnen Marktportfolio-Bestandteile. Dadurch bleiben die wünschenswerten Effekte aufgrund der Diversifikation erhalten, empirisch belegte Marktineffizienzen können hingegen ausgenutzt oder vermindert werden. Einfache Beispiele für Smart Beta-Strategien sind der Size-Effekt, wonach die Aktien kleiner Unternehmen eine höhere risikoadjustierte Rendite aufweisen, und der Buchwert-Marktwert-Effekt, nach dem Unternehmen mit hoher Buchwert-Marktwert-Relation höhere Renditen erzielen. Beide Effekte werden in dem von Fama und French entwickelten 3-Faktoren-Modell[1] erfasst und ergänzen dort die traditionelle CAPM-Sichtweise (= erster Faktor). Im Übrigen wird der Size-Effekt auch durch Indizes der Deutsche Börse abgebildet (Größenunterschiede: DAX30, MDAX und SDAX), die sich durch entsprechende börsengehandelte Fonds (kurz ETF, Exchange-traded funds) nachbauen lassen.

[1] Fama, French (1992): The Cross-Section of Expected Stock Returns, Journal of Finance 47 (2), S. 427-465.