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Was ist der Basiszinssatz?
Ermittlung des Basiszinssatzes
Daten für die Ermittlung des Basiszinssatzes
Basiszinssatz für die Unternehmensbewertung erhalten
Basiszinssatz in der Unternehmensbewertung vs. gemäß § 247 BGB

Was ist der Basiszinssatz?

Der Basiszinssatz dient als Input Parameter zur Berechnung von Eigenkapitalkosten in der Unternehmensbewertung. Er repräsentiert die Rendite einer risikolosen Anlage. In der Praxis wird der Basiszins deshalb oft als „risikoloser Zinssatz“ oder „risikofreier Zinssatz“ bzw. im Englischen als „risk free rate“ oder „base rate“ bezeichnet.  

Für die Ermittlung von objektivierten Unternehmenswerten erfolgt die Ableitung der Eigenkapitalkosten, d.h. der erwarteten Rendite einer Anlage in das zu bewertende Unternehmen, auf der Grundlage des kapitalmarktbasierten Capital Asset Pricing Model (CAPM) bzw. auf Grundlage des Tax-CAPM, welches das Standard-CAPM um die Wirkung persönlicher Ertragsteuern ergänzt. Im Tax-CAPM ergeben sich die Eigenkapitalkosten (re), additiv aus dem Basiszinssatz und einem Risikozuschlag wie folgt:

mit den Input Parametern

Der Basiszinssatz bildet somit die risikofreie „Basis“-Renditeforderung eines Investors und ist deshalb aus der Rendite einer risikofreien Anlage abzuleiten.

Wie wird der Basiszinssatz ermittelt?

In Deutschland erfüllen Staatsanleihen die Voraussetzung einer (quasi-) risikofreien Anlage weitestgehend. Zur Ableitung des Basiszinssatzes wird im Sinne des IDW S 1 auf die Zinsstrukturkurve der Deutschen Bundesbank zurückgegriffen. Diese zeigt den Zusammenhang zwischen Zinssätzen und Laufzeiten und wird anhand der seit 1997 von der Deutschen Bundesbank börsentäglich veröffentlichten Parameter auf Basis der Svensson-Methode ermittelt. Bei der Svensson-Methode handelt es sich um eine direkte Schätzung der Zinssätze von Nullkuponanleihen auf der Basis beobachtbarer Umlaufrenditen von Bundesanleihen, Bundesobligationen und Bundesschatzanweisungen mit Restlaufzeiten bis zu 30 Jahren. Nach der Svensson-Methode wird der Stichtagszins bzw. die Spot Rate (i) als Summe aus einer Konstanten und verschiedenen Exponentialtermen sowie als Funktion von insgesamt sechs Parametern (β0, β1, β2, β3, τ1, τ2) und der Laufzeit in Jahren (T) wie folgt definiert:

Hinweis: Die in der Svensson-Formel enthaltenen Beta-Parameter zur Ermittlung des Basiszinssatzes (β0, β1, β2, β3) sind von dem Betafaktor zu unterscheiden, der das unternehmensspezifische Risiko abbildet und der anhand einer Regressionsanalyse zu ermitteln ist.

Der Basiszinssatz ist zum Bewertungsstichtag zu bestimmen. Zum Ausgleich von Marktschwankungen und zur Glättung möglicher Schätzfehler wird dabei anstelle einer Stichtags-Zinsstrukturkurve (Spot Rates) in der Praxis eine mittlere Zinsstrukturkurve über einen Drei-Monats-Zeitraum vor dem Bewertungsstichtag ermittelt (Spot Rates 3-M-Ø). Für die weiteren Rechenschritte haben sich zwei Vorgehensweisen etabliert:

  • Variante 1: Auf Basis der Zinsstrukturkurve erfolgt über eine Zielwertsuche die Ermittlung eines barwertäquivalenten Zinssatzes. Für diesen Rechenschritt ist die aus der Unternehmensplanung abgeleitete Netto Zahlungsreihe an die Anteilseigner heranzuziehen. Der so ermittelte Basiszins wird anschließend in der Regel und Empfehlungen des FAUB (Fachausschuss für Unternehmensbewertung und Betriebswirtschaft des IDW) auf ¼ bzw. 1/10 Prozentpunkte gerundet und als einheitlicher Basiszinssatz für alle Planjahre in Ansatz gebracht.
  • Variante 2: Auf Basis der o.g. mittleren Zinsstrukturkurve werden aus Spot Rates finanzmathematisch Forward Rates abgeleitet und als periodenspezifische Basiszinssätze in Ansatz gebracht.

Die Zinsstrukturkurven und der barwertäquivalente Basiszinssatz lassen sich beispielhaft zum 31.12.2018 wie folgt darstellen:

Welche Daten werden für die Ermittlung des Basiszinssatzes benötigt?

Datenquelle für die Svensson-Parameter sind die Zeitreihen BBK01.WT3201-WT3206 der Deutschen Bundesbank. Zur Berechnung des barwertäquivalenten Basiszinssatzes wird in aller Regel ein Excel Modell über einen langen Zeitraum (vorzugsweise 1.000 Jahre) verwendet. Die Fortschreibung der Netto Zahlungsreihe erfolgt dabei anhand des Inflations- bzw. Wachstumsabschlags in der ewigen Rente.

Woher bekommt man den Basiszinssatz für die Unternehmensbewertung?

WOLLNY WP hat den Basiszinsrechner entwickelt, mit dem auf den Stichtag genau die Zinsstrukturkurve und der Basiszinssatz berechnet werden können. Außerdem ist der historische Verlauf des Basiszinssatzes abrufbar. Sie finden den Basiszinsrechner hier.

Basiszinssatz in der Unternehmensbewertung vs. Basiszinssatz gemäß § 247 BGB

Der im Rahmen der Unternehmensbewertung zu verwendende Basiszinssatz ist nicht mit dem Basiszinssatz gemäß § 247 BGB zu verwechseln. Der Basiszinssatz gemäß § 247 BGB wird zur Berechnung von Verzugszinsen verwendet.