Mit der Hilfe sogenannter Multiplikatoren (englisch: Multiples) lässt sich schnell ein erster Eindruck vom Wert eines Unternehmens gewinnen. Die Technik ist dabei denkbar einfach: Grundlage der Multiplikatorbewertung bilden Informationen über den Wert oder den (gezahlten) Preis von Vergleichsunternehmen. Aus der Marktkapitalisierung (d.h. aus Börsenkursen) können dabei sogenannte Börsenmultiples und aus den im Rahmen von M&A-Transaktionen realisierten Kaufpreisen für Unternehmensanteile können sogenannte Transaktionsmultiples abgeleitet werden. Der Multiplikator selbst ergibt sich aus der Relation aus dem Marktwert bzw. Kaufpreis zu einer Ertragsgröße der Vergleichsunternehmen (z.B. Umsatz, EBIT, EBITDA, Jahresergebnis). Die so gewonnenen Multiplikatoren werden auf die entsprechende Ertragsgröße des zu bewertenden Unternehmens angewendet und so eine Wert- bzw. Preisindikation abgeleitet. Dabei muss, je nach herangezogener Bezugsgröße, noch die Finanzierungsstruktur berücksichtigt werden, um vom Bruttounternehmenswert (Enterprise Value) zum Nettounternehmenswert (Equity Value) überzuleiten.

So einfach und intuitiv die Technik der Multiplikatorbewertung auch erscheint, gilt es jedoch einige Grundregeln zu beachten, um Bewertungsfehler zu vermeiden:

Bereinigung von Einmaleffekten: Bei der Anwendung von Multiplikatoren wird implizit unterstellt, dass die herangezogene Ertragsgröße (beispielsweise ein EBIT von 1,5 Mio. Euro oder ein Jahresüberschuss von 500 TEUR) nachhaltig und damit bis in alle Ewigkeit erzielt wird. Die Ertragsgröße ist daher um Sondereffekte, d.h. um Erträge und Aufwendungen, deren Realisation nachhaltig nicht erwartet wird, zu bereinigen. Dies gilt sowohl für die Daten der Vergleichsunternehmen als auch beim Bewertungsobjekt.

Wachstumserwartungen: Die aus den Börsendaten der Vergleichsunternehmen abgeleiteten Multiplikatoren spiegeln bereits spezifische Wachstumserwartungen der Marktteilnehmer wider. Vor der Anwendung der Multiplikatoren auf die Ertragsgröße des Bewertungsobjektes muss geprüft werden, ob diese Wachstumserwartungen mit denen des Bewertungsobjekts vergleichbar sind. Sollte dies nicht der Fall sein und das erwartete Wachstum des Bewertungsobjekts deutlich von denen der Vergleichsunternehmen abweichen, führt die Multiplikatormethode zu einer Fehlbewertung.

Transaktionsmultiples: Bei Unternehmenstransaktionen werden regelmäßig strategische Zuschläge oder Paketzuschläge gezahlt. Entsprechend können die aus Unternehmenskäufen abgeleiteten Multiplikatoren (sogenannte Transaktionsmultiples) verzerrt sein und ggf. nicht ohne weiteres auf die Ertragsgröße des Bewertungsobjekts angewendet werden.

Trailing- und Forward-Multiples: Aus Vergangenheitsdaten der Vergleichsunternehmen abgeleitete Multiplikatoren (sogenannte Trailing-Multiples) sind auf die (bereinigten) Vergangenheitsdaten des Bewertungsobjekts anzuwenden. Forward-Multiples hingegen, die aus Analystenschätzungen über zukünftige Ertragsgrößen der Vergleichsunternehmen abgeleitet werden, sind entsprechend auf geplante Ertragsgrößen des Bewertungsobjekts anzuwenden.